ADFC Lüdenscheid - per Rad durch Lüdenscheid

Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Ortsgruppe Lüdenscheid

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per Rad durch die Wilhelmstraße

Im September 2024 wird die Fußgängerzone in der Wilhelmstraße außerhalb der Stoßzeiten für den Radverkehr freigegeben. Es gilt dann die Regelung Fußgänger-Zone mit Zusatz "Radfahrer frei".

Dies bedeutet: Radfahrende dürfen in Schrittgeschwindigkeit in der Wilhelmstraße fahren. Fußgänger haben stets Vorrang und dürfen nicht behindert werden.

Übrigens: Laut Oberlandesgericht Hamm vom 25.11.2019 gelten 10 km/h noch als Schrittgeschwindigkeit.

Antwort des ADFC  Lüdenscheid auf Beiträge in der Lokalpresse zur Freigabe der Wilhelmstraße für Fahrräder:
Derzeit werden scheinbar viele Stimmen laut, die sich ausdrücklich gegen die Freigabe der Wilhelmstraße für Radfahrende aussprechen. Einige fahren ohne Rücksicht auf Fußgänger schnell. Dazu sagen wir: das sind nicht nur klare Regelverstöße, sondern auch eine Respektlosigkeit den Fußgängern gegenüber. 
Aktuell gibt es nur wenige Strecken an denen man als Radfahrer in Lüdenscheid sicher unterwegs ist. Gerade Kinder leiden unter der fehlenden Infrastruktur. Wohnt ein Kind „zu nah“ an der Schule, bekommt es kein Busticket gestellt. Heißt: es bleiben nur die Möglichkeiten, sich von den Erziehungspersonen fahren zu lassen (Resultat: mehr Autoverkehr, weniger Unabhängigkeit der Kinder) oder eben selbst mit dem Rad zur Schule zu fahren. In diesem Falle bedeutet das aktuell, dass die Kinder keine legale Möglichkeit haben, selbstständig zur Schule zu fahren, ohne sich in Lebensgefahr zu begeben.
Die Freigabe der Wilhelmstraße würde also vor allem den Kindern zugutekommen.
Die Beschilderung „Radfahrer frei“ bedeutet folgendes: Radfahrer dürfen dort fahren, müssen allerdings den Fußgängern den Vorrang gewähren. Heißt praktisch: Schrittgeschwindigkeit und „Vorfahrt“ für Fußgänger. Darauf soll sogar mit einem zusätzlichen Schild hingewiesen werden.
Hält man sich da nicht dran, ist das eine unfassbare Respektlosigkeit denen gegenüber, den die Fußgängerzone gewidmet ist: den Fußgängern.
Wer sich nicht an das aktuelle Fahrverbot hält und sich dazu noch besonders respektlos verhält, wird das auch weiterhin tun. Die Freigabe wird unserer Ansicht nach also NICHT zu mehr solchen Fällen führen, da diese Leute bereits in der Straße sind. Es bietet allerdings wie oben geschildert eine gute Möglichkeit wenigstens außerhalb der hoch frequentierten Zeiten die für Radler fast lebensgefährliche Sauerfelder Straße zu umfahren. Das bedeutet aber nicht, dass plötzlich hunderte Radfahrer morgens mit Höchstgeschwindigkeit durch die Straße brettern.
Es sollte nicht das Ziel sein sich gegenseitig aufzustacheln, zu gefährden und anzufeinden. Wir halten es aber auch nicht für OK alle Radfahrer für ein paar wenige zu bestrafen, die sich nicht an die Regeln halten. Würden Regelverstoße einzelner überall zu Forderungen nach Fahrverboten führen, gäbe es beispielsweise keine Autos mehr in der Stadt, da sich auch dort sehr viele nicht an die Geschwindigkeits- und Abstandsvorschriften halten. Als Beispiel sei hier der gesetzliche, innerstädtische Oberholabstand von 1,5 m zu Radfahrenden genannt. Die Stadt Lüdenscheid hat sich zum Klimaschutz bekannt. Eine gute Infrastruktur für Radfahrende ist hierfür ein notwendiger Baustein.
Wir sehen in der Freigabe eine große Chance, den Radverkehr kurzfristig zu fördern und damit weitere Möglichkeiten der Mobilität in der Stadt zu schaffen. In anderen Städten ist die bedingte Freigabe von Fußgängerzonen längst gängige Praxis. So ist selbst die belebte "Hohe Straße" in der Kölner Innenstadt teilweise für den Radverkehr freigegeben.

Wir würden uns freuen, wenn in Lüdenscheid die Chance erst mal angenommen wird. Sollte sich herausstellen, dass sich die Anzahl der schwerwiegenden Verstöße stark erhöht, kann man die Freigabe immer noch anpassen. Langfristig darf es natürlich nicht nötig sein die Fußgängerzone als Hauptverkehrsweg für Fahrräder zu nutzen. Dazu ist allerdings eine komplette Änderung der Verkehrssituation am Sauerfeld nötig. Konzepte unter anderem dazu werden aktuell von einem Planungsbüro erstellt und sollen zur Eröffnung der Rahmedetalbrücke vorliegen. 

 

Masterplan Radverkehrsnetz MK"

Der Kreistag MK ließ im Juni 2020 einen Masterplan für ein kreisweites, alltagstaugliches Radverkehrsnetz beauftragen.
Von einem externen Planungsbüro wurde der Plan inzwischen erstellt und durch den Kreistag verabschiedet.

Die Kostenschätzung für sämtliche Maßnahmen liegt lt. Gutachten bei ca. 149 Mio. €. Davon liegen etwa

  • 35 Mio. € in der Zuständigkeit des Bundes und 
  • ca. 63 Mio. EUR in der des Landes NRW.
  • Ca. 35 Mio.€ liegen im Bereich der Städte und Gemeinden, und
  • ca. 9 Mio. € beim Märkischen Kreis.
  • Etwa 10 Mio. EUR liegen in der Verantwortung Dritter (etwa der Deutschen Bahn).

Der Plan ist erstellt. Aber wann und wie erfolgt die Umsetzung?
Wir berichten hier regelmäßig über den weiteren Verlauf. Den Link zum Masterplan stellen wir hier  bereit.

 

Einschätzung des ADFC MK - kurz zusammengefasst

  • Der durch das Planungsbüro erstellte Masterplan ist vor allem eine Empfehlung. Besonders auch zur zielgrichteten Anbindung der Wege zwischen den Kommunen
  • Personelles Problem: Planer:innen zur Umsetzung fehlen. Erhöhtes Engagement zum wirksamen Recruiting wird gefordert
  • Verschiedene Zuständigkeiten erschweren die Umsetzung (etwa wenn eine Verbindung nacheinander neben Gemeinde-/Kreis-/Landes-/Bundes-Straße liegt)
  • Für die Ausführung und Anpassung des Plans vor Ort sollte unbedingt die Erfahrung des ADFC einfließen
  • Die ADFC Ortsgruppen werden Fehler im Plan der jeweiligen Kummune melden

 

Vorstellung des Masterplans Radverkehrsnetz Märkischer Kreis für Lüdenscheid

Bau- und Verkehrsausschuss am 15. März 2023

In 10 Jahren könnten neue Radwege entstehen und Straßen dem Radverkehr in Lüdenscheid angepasst werden, so meinte Dominik Tönnes vom Kölner Planungsbüro Via im Bau- und Verkehrsausschuss am 15. März 2023 im Ratssaal der Stadt Lüdenscheid. Herr Tönnes stellte die Ergebnisse des Gutachtens „Masterplan Radverkehrsnetz“ im Auftrag des Märkischen Kreises vor. Das Gutachten wurde auf Grundlage von Daten vor der Schließung der Rahmedetal-Brücke in den Jahren 2021/22 erstellt, so berichtete Herr Tönnes. In seinem Vortrag sprach Herr Tönnes von „Mischverkehr“, also Radverkehr auf der Straße, welcher in Lüdenscheid besonders hoch sei. Aus seiner Sicht seien 40% von Ideen im Masterplan ohne besonderen Maßnahmen schnell umsetzbar. Für 25% der Vorschläge werden Neubaumaßnahmen empfohlen. Schätzungsweise würde die Umsetzung der Vorschläge der Stadt Lüdenscheid 2,65 Millionen Euro kosten. Anschließend wies Herr Tönnes auf mögliche Förderprogramme hin, wie z.B. das Förderprogramm „Stadt und Land“ des Bundesverkehrsministeriums, wo 75% der Maßnahmen erstattet werden können.

Herr Tönnes appellierte in seinem Vortrag, Radverkehr im System zu betrachten. Zum einen sollten Informationen öffentlich zugänglich gemacht werden und Austausch mit Radfahrenden, wie z.B. bei einem von der Stadt angebotenen „Rad-Café“ o.a. unterstützt werden. Von den Entwicklungen würde auch die lokale Wirtschaft profitieren (Radläden, Radreparatur-Service, Naherholungsbetriebe und -angebote usw.).

Die Präsentation soll in Kürze auf der Webseite der Stadt zur Verfügung gestellt werden.

Anschließend gab es Wortbeiträge von Bürgerinnen und Bürgern der Stadt. Einige von ihnen sind Mitglieder im ADFC, von der neu gegründeten Ortsgruppe Lüdenscheid. Zu Wort kam auch Ortsgruppensprecher Frank Theis. Er mahnte zu einer gemeinsamen Zusammenarbeit an, um den Wandel zur Mobilitätswende mitzugestalten. Theis: „Die Straßeninfrastruktur in Lüdenscheid, wie wir sie jetzt kennen, ist das Ergebnis, der Planungen aus den 60er, 70er und 80er Jahre des letzten Jahrtausends. Sie ist komplett auf den Autoverkehr ausgerichtet. Sie hat uns eine schöne und bessere Stadt versprochen. Dieses Versprechen ist nicht eingetreten.“

Weiterhin mahnte er an: „Ganz im Gegenteil, die Verkehrssituation und die Lebensqualität, ist in Lüdenscheid eher schlechter geworden. Wenn es unser ernsthafter Wille ist, unsere Stadt lebenswert zu machen, wenn wir mit der Mobilitätswende erfolgreich sein wollen und wenn wir die Herausforderungen des Klimawandels und der Nachhaltigkeit, bewältigen wollen, dann braucht es jetzt andere Lösungen.“

Frank Theis berichtete, dass auch die Ortsgruppe des ADFC den Masterplan besprochen hätte. Er ergänzte: „Änderungsvorschläge und Lösungsansätze, wie wir sie uns vorstellen, haben wir im Masterplan bisher nicht gefunden.“ Theis bot an, als sachkundiger Bürger im Bau- und Verkehrsausschuss mitzumachen.

 

Der Bau- und Verkehrsausschuss mit gewählten Politikerinnen und Politiker erörterte die Fragen mit allen Anwesenden. Die Mitarbeitenden der Stadt vom Fachdienst „Verkehrsplanung und -lenkung“ erklärten, ob und wie Ratsbeschlüsse in Bezug auf den Radverkehr innerhalb der Stadt bereits umgesetzt worden sind. Die Verwaltungsmitarbeitenden der Stadt mussten zugeben: „Seit einem Jahr haben wir die Stelle für einen Verkehrsbeauftragten Radverkehr für die Stadt ausgeschrieben. Da die Stelle noch nicht besetzt werden konnte, sind bisher auch noch keine Beschlüsse umgesetzt worden“.

Darüber hinaus berichteten die Ratsmitglieder zerknirscht über die müßige Zusammenarbeit mit Straßen NRW. So wurde z.B., unter Protest der Stadt, der Radverkehrsstreifen an der Heedfelder Straße bei Sanierungsarbeiten von Straßen NRW nicht wieder hergestellt. Der Gutachter von Via aus Köln erklärte dazu, dass ihm die Kenntnis fehle, welche „Baulastträger“ (Fachsprache für das Wort „Straße“) durch die Stadt, dem Kreis oder durch Straßen NRW in Stand gehalten werden. Dies hätte keine Rücksicht im Masterplan gefunden.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Tagesordnungspunkt „Masterplan Radverkehr“ in der Ausschuss-Sitzung viel Zeit in Anspruch genommen und deutlich gemacht hat, dass das Thema für Lüdenscheiderinnen und Lüdenscheider wichtiger ist als je zuvor. Die Überlastung durch den Auto- und Fernverkehr in der Stadt führt den Menschen jeden Tag vor Augen, dass solche Verkehrsplanungen und -lösungen nicht zukunftsfähig sind.

Die Ortsgruppe Lüdenscheid des ADFC möchte dazu beitragen, dass Radfahrende in Lüdenscheid in Zukunft sicher und gern durch die Stadt fahren. Dieses Ziel ist noch weit weg.

Verfasserin des Artikels: Manuela Behle, Mitglied im ADFC, Ortsgruppe Lüdenscheid

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ADFC-Magazin Radwelt 3.2024

Radwelt-Ausgabe 3.2024

Die Radwelt berichtet aktuell über Themen rund ums Fahrrad und die Arbeit des ADFC. Hier finden sich die Themen der Radwelt Ausgabe 3.2024. Alle frei verfügbaren Artikel und weitere Informationen sind verlinkt.

ADFC-Jahresbericht 2023

ADFC-Jahresbericht

Mit dem Jahresbericht informieren der Bundesvorstand des ADFC sowie die Bundesgeschäftsstelle über die Arbeit des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs e. V. der vergangenen zwölf Monate.

Titelcover Deutschland per Rad entdecken 2023 und 2024

Deutschland per Rad entdecken

Der Radurlaubsplaner „Deutschland per Rad entdecken“ zeigt auf 64 Seiten wie vielfältig Deutschland für Radreisende ist. Der ADFC stellt eine Auswahl der schönsten Routen Deutschlands vor und gibt Tipps zur Radreiseplanung.

Titelcover Deutschland per Rad entdecken 2023 und 2024

Deutschland per Rad entdecken

Der Radurlaubsplaner „Deutschland per Rad entdecken“ zeigt auf 64 Seiten wie vielfältig Deutschland für Radreisende ist. Der ADFC stellt eine Auswahl der schönsten Routen Deutschlands vor und gibt Tipps zur Radreiseplanung.

ADFC-Booklet So geht Verkehrswende

ADFC-Booklet So geht Verkehrswende

Das ADFC-Booklet „So geht Verkehrswende – Infrastrukturelemente für den Radverkehr“ gibt einen Überblick über die verkehrspolitische Arbeit des ADFC. Sie zeigt unterschiedliche Führungsformen des Radverkehrs und bewertet sie.

Radwelt-Ausgabe 4.2020

Die Radwelt berichtet aktuell über Themen rund ums Fahrrad und die Arbeit des ADFC. Das sind die Themen der Radwelt 4.2020, alle frei verfügbaren Artikel und weitere Informationen sind verlinkt.

Radurlaub 2021 - bietet viele pauschale Radreisen

Radurlaub

Vielfältig, erholsam und spannend: Im Radurlaub stellt der ADFC pauschale Radreiseideen von professionellen Radreiseveranstaltern vor. ADFC-Mitgliedern erhalten bei vielen Reisen einen 25-Euro-Rabatt bei der Buchung.

Publikation Verkehrspolitisches Programm

Publikation: Verkehrspolitisches Programm

Das Verkehrspolitische Programm des ADFC ist die Basis seiner bundesweiten verkehrspolitischen Arbeit und Grundlage dafür, mehr Menschen zum Radfahren zu bewegen.

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